Menschenrechtsstadt Wien: Zusammenhalt in Vielfalt - Bedarf an gemeinsamen Werten
Wien ist eine internationale, superdiverse Stadt, die maßgeblich durch Migration geprägt ist. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die soziodemografische Zusammensetzung der Wiener Bevölkerung in sozialer, ethnischer, sprachlicher, kultureller und religiöser Hinsicht stark pluralisiert. Nahezu die Hälfte der Wiener*innen hat einen Migrationshintergrund. Der Begriff der Superdiversität beschreibt städtische Gesellschaften, in denen nicht nur zahlreiche Herkunftsgruppen zusammenleben, sondern auch die einzelnen Individuen vielfältige und wechselnde Zugehörigkeiten in sich vereinen. Unterschiede in Sprache, Ethnizität, Religion sowie im sozialen und rechtlichen Status überschneiden sich oft und werden in manchen Kontexten sichtbar, treten in anderen in den Hintergrund.
In Wien existieren sehr unterschiedliche soziokulturelle Milieus sowie Gruppen, die ähnliche Lebenslagen, Werte und Grundorientierungen teilen. Diese Pluralität hat das Verhältnis zwischen den autochthonen und den zugewanderten Bevölkerungsgruppen spürbar verändert. Die Stadtgesellschaft ist zunehmend weniger monokulturell definiert, die herkömmlich dominante Mehrheit verliert als Referenzpunkt für die wertebezogene Anpassung an Bedeutung. Stattdessen gewinnen die Narrative, Werte, religiösen und politischen Weltanschauungen der verschiedenen Communities und Subkulturen an Einfluss. Damit rückt die Frage in den Fokus, welche verbindenden Werte und Normen in einer superdiversen Stadt bestehen und wie der soziale Zusammenhalt in dieser Vielfalt gestärkt und langfristig erhalten werden kann. Für ein funktionierendes Zusammenleben in einer superdiversen Stadt braucht es, über die Pflege der gelebten Mehrsprachigkeit hinaus, die gemeinsame Verkehrssprache Deutsch wie auch, auf dem Wertepluralismus aufbauend, gemeinsame, verbindliche Werte, denen sich alle vernünftigerweise verpflichtet fühlen.