Schlussbetrachtung und Empfehlungen

Schlussbetrachtung

 

Eine menschenrechtsbasierte Integrationspolitik in der Menschenrechtsstadt Wien zielt darauf ab, eine inklusive, vielfältige und solidarische Stadtgesellschaft zu fördern. Sie erkennt die Herausforderungen an, die mit Superdiversität einhergehen, und setzt auf Ansätze, die den individuellen Anspruch auf Selbstbestimmung und Autonomie stärken, Diskriminierung bekämpfen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern.

Empfehlungen

1. Gezielte Förderung der Elternarbeit zur Wertevermittlung in Wien


Eltern tragen eine zentrale Verantwortung für die Weitergabe von Normen und Werten an ihre Kinder und prägen diese bewusst oder unbewusst. Problematische, gleichheitsfeindliche Wertvorstellungen oder mitgebrachte Vorurteile können dabei ebenfalls an die nächste Generation weitergegeben werden, was Kinder oft in ein Spannungsverhältnis zwischen den Einstellungen zu Hause und den demokratischen Erwartungen der Schule und Gesellschaft bringt. Um dies zu vermeiden und soziale Integration zu fördern, sollte die Stadt Wien die Elternarbeit gezielt ausbauen.

Bereits in frühkindlicher Erziehung und Kindergärten sollten Eltern durch Workshops, Dialogforen und Schulungen unterstützt werden, um demokratische Werte, Gleichberechtigung und interkulturelles Verständnis besser zu vermitteln. Schulen könnten diese Arbeit fortsetzen, indem sie gezielte Programme anbieten, die Eltern in ihrer Rolle als Vorbilder stärken und ihnen helfen, ein wertschätzendes, weltoffenes Weltbild an ihre Kinder weiterzugeben.

Durch die gezielte Einbindung der Eltern in Bildungsprozesse kann die Weitergabe abwertender Einstellungen verhindert und das Verständnis für ein respektvolles Miteinander gefördert werden. Eine solche Ausrichtung der Elternarbeit stärkt den sozialen Zusammenhalt in Wiens vielfältiger Stadtgesellschaft und legt den Grundstein für eine nächste Generation, die mit Toleranz und Respekt aufwächst.

2. Community-Arbeit intensivieren und Communities in Verantwortung nehmen

 

Die migrantischen Communities in Wien tragen eine zentrale Verantwortung für die aktive Mitgestaltung des sozialen Zusammenhalts in der vielfältigen Stadtgesellschaft. Es ist essenziell, die Community-Arbeit gezielt auszubauen und zu intensivieren, um Brücken zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zu schaffen und gegenseitiges Verständnis zu fördern. Bestehende Maßnahmen wie die Community-Kommunikator*innen, die als Bindeglieder zwischen Communities und der Stadtgesellschaft fungieren, oder das Wien.Forum – Demokratiekultur und Menschenrechte, das die Vermittlung demokratischer Werte und Menschenrechte in den Fokus rückt, sollten gestärkt werden. Auch Initiativen wie Wir in Favoriten, Ottakring & Penzing, die lokale Netzwerke fördern, und interreligiöse Foren, die den Dialog zwischen religiösen und nicht-religiösen Gruppen unterstützen, bieten wichtige Plattformen zur Förderung der Eigenverantwortung der Communities. Zusätzlich bedarf es gezielter, friedensfördernder Dialogprozesse wie Zusammen.Leben (birlikte.yasamak), um Polarisierungen und Abwertungen innerhalb und zwischen Communities abzubauen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen der Stadt, den Communities und lokalen Akteur*innen schafft die Grundlage, um gemeinsame Werte zu stärken, Vorurteile zu reduzieren und Konflikte nachhaltig zu entschärfen.

3. Einführung eines Demokratie- und Ethikunterrichts mit Religionskunde für Wien

 

Die Einführung eines verbindlichen Demokratie- und Ethikunterrichts mit integriertem Religionskunde-Modul an Wiener Schulen ist ein zentraler Schritt, um den sozialen Zusammenhalt und das interkulturelle Verständnis in einer superdiversen Stadt zu stärken. Dieser Unterricht vermittelt demokratische Werte wie Gleichberechtigung, Toleranz und Menschenrechte, fördert Wissen über verschiedene Religionen und Weltanschauungen und baut Vorurteile ab. Dadurch werden demokratische Kompetenzen gestärkt, Radikalisierung und herkunftslandbezogene Konflikte präventiv bekämpft und das Gemeinschaftsgefühl in der vielfältigen Stadtgesellschaft gefördert.

Der Unterricht bietet Wien die Chance, einen inklusiven Wertekanon zu etablieren, der Diversität als Bereicherung versteht und religiöse wie nicht-religiöse Perspektiven gleichermaßen integriert. Das bereitet junge Menschen auf ein globalisiertes Leben vor und stärkt die Identifikation mit demokratischen Prinzipien. Die Stadt Wien sollte Pilotprojekte initiieren und sich auf Landes- und Bundesebene für die Umsetzung eines solchen zukunftsweisenden Bildungskonzepts einsetzen.