Innermigrantische Konflikte und Abwertungen
Während Spannungen zwischen der aufnehmenden und der zugewanderten Bevölkerung öffentlich stark wahrgenommen werden, bleiben innermigrantische Konflikte oft weniger beachtet. In einer Stadt wie Wien, in der fast die Hälfte der Bevölkerung Migrationshintergrund hat, sind solche Konflikte jedoch nicht marginal. Minderheiten innerhalb von Minderheiten, etwa People of Color, Jüd*innen, Kurd*innen, Armenier*innen, Sinti*zze und Rom*nja, Jesid*innen oder Alevit*innen, sind häufig von innermigrantischem Rassismus betroffen. In einigen Migrant*innen-Gruppen zeigen sich zudem stärkere patriarchale Männlichkeitsvorstellungen, Frauenfeindlichkeit, Homophobie und Antisemitismus.
Die Konfliktlinien verlaufen nicht nur zwischen unterschiedlichen Milieus, sondern auch innerhalb von Gruppen und Submilieus mit ähnlichen Hintergründen. Soziale Nähe bedeutet nicht zwangsläufig harmonische Beziehungen: Polarisierte Identitätspolitiken – ob weltanschaulich, ethnonational oder religiös motiviert – können bestehende Gemeinsamkeiten zerstören und führen häufig zu spannungsgeladenen Feindbildern, die auch gewaltsam eskalieren können.