Deutschförderung optimieren
Seit dem Schuljahr 2018/19 gibt es ein Deutschfördermodell gemäß dem Schüler*innen, die dem Unterricht aufgrund unzureichender Deutschkenntnisse nicht folgen können, in eigenen Deutschförderklassen (bei ungenügenden Deutschkenntnissen) bzw. in unterrichtsparallelen Deutschförderkursen (bei mangelhaften Deutschkenntnissen) unterrichtet werden. Sie sind damit außerordentliche Schüler*innen. Zur Feststellung ihrer Deutschkenntnisse wird der MIKA-D (Messinstrument zur Kompetenzanalyse – Deutsch) eingesetzt. Ist die Anzahl der Schüler*innen mit mangelhaften oder ungenügenden Deutschkenntnissen geringer als acht, ist die Ausnahme vorgesehen, dass die Schüler*innen integrativ in der Regelklasse nach den jeweiligen Lehrplan-Zusätzen unterrichtet werden. Als Erfolgsindikator der Deutschförderung gilt der möglichst rasche Umstieg vom außerordentlichen in den ordentlichen Status.
Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) gab Ende 2020 eine wissenschaftliche Evaluationsstudie in Auftrag, die diejenigen Implementierungsfaktoren des Deutschfördermodells identifizieren sollte, die die Verweildauer im außerordentlichen Status beeinflusst haben könnten.(2) An der Befragung, die in April und Mai 2022 durchgeführt wurde, nahmen insgesamt 693 Personen (Schulleitungen und Lehrpersonen) aus 93 Schulen teil. Basierend auf den Ergebnissen der Evaluationsstudie wurden von den Studienautorinnen folgende Empfehlungen für die Weiterentwicklung und Optimierung der Deutschförderung abgeleitet: Weiterentwicklung des MIKA-D zur differenzierten Prüfung der Ziele der Deutschförderung; mehr Autonomie und Flexibilität für Schulen in der Umsetzung des Deutschfördermodells; weitere Förderung von Schüler*innen, die nach zwei Jahren noch keine ausreichenden Deutschkenntnisse aufweisen; Unterricht in der Deutschförderung nur durch Lehrpersonen mit DaZ-Ausbildung, jedoch Sensibilisierung aller Lehrpersonen für dieses Thema. Die Implementierung des weiterentwickelten Deutschfördermodells sollte unter Einbindung der Stakeholder-Gruppen geplant und umgesetzt sowie durch eine Evaluation begleitet werden. Zusätzlich wurde empfohlen ein systematisches und längsschnittliches Monitoring einzurichten und mit Registerdaten zu vernetzen.
In Anbetracht der hohen Relevanz von ausreichenden bzw. guten Sprachkenntnissen für die Bildungskarriere junger Menschen und der hohen Zahl an Schüler*innen in Wien, die eine Deutschförderung benötigen, wird eine Weiterentwicklung der Deutschförderung entsprechend der Ergebnisse der Evaluationsstudie empfohlen.
Was die Stadt Wien unternehmen könnte:
- Unterricht in der Deutschförderung nur durch Lehrpersonen, die eine entsprechende Ausbildung haben (DAZ)
- Incentives für die Bereitschaft zur Ausbildung
- Sensibilisierung aller Lehrpersonen für die Deutschförderung – auch in der Sekundarstufe; besonders wichtig ist diagnostische Kompetenz
- Schulbücher für alle Kinder in der Deutschförderung
- Evaluation der gesetzten Maßnahmen