Einleitung: Aktuelle Krisen
Die krisenhaften Entwicklungen der vergangenen Jahre haben das Wiener Bildungssystem vor nie dagewesene Herausforderungen gestellt. Durch die COVID-19-Pandemie bedingte Schulschließungen führten dazu, dass die Bildungsschere zwischen Kindern aus Familien mit und ohne Migrationsgeschichte noch weiter aufging. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat zur Ankunft tausender ukrainischer Kinder und Jugendlicher geführt, wodurch insbesondere an Wiener Schulen kurz- und mittelfristig der Bedarf an zusätzlichen Lehr- und Personalkräften enorm gestiegen ist. Gleichzeitig droht die durch den Krieg bedingte Inflation die Zahl armutsgefährdeter Haushalte in Österreich zu vergrößern, was einen höheren Anteil finanziell schlechter gestellter Schüler*innen an Wiener Schulen zur Folge hätte. Nicht zuletzt verschärft auch der demographische Wandel durch die beginnende Pensionierungswelle unter Pädagog*innen den spürbaren Nachwuchs- und Personalmangel.
In der Zusammenschau führen all diese Entwicklungen zu einer wachsenden Heterogenität unter Schüler*innen und Vorschulkindern. Dadurch kann sich auch die Benachteiligung jener unter ihnen, die bereits vor den genannten Krisen durch den sozioökonomischen und Bildungshintergrund ihrer Herkunftsfamilie schlechter gestellt waren, in Zukunft noch weiter verstärken. Gleichzeitig sollten auch positive Lernerfahrungen aus den Krisen nicht vergessen werden. Dazu zählt die in weiten Teilen gelungene Bildungsinklusion ukrainischer Kinder und Jugendlicher, etwa durch die niederschwellige und pragmatische Anstellung muttersprachlicher Lehrkräfte vor Abschluss der Nostrifikation ihrer im Ausland erworbenen Abschlüsse. Ebenso wurde die Resilienz und Flexibilität des Bildungssystems durch selbstorganisiertes, digitalisiertes Lernen während der COVID-19-Pandemie erhöht.